Prologue: Suspended Gazes: On Seeing What We Cannot Fully Understand
Author - Brian Hawkeswood Scroll down for English.
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"Suspended Gazes: On Seeing What We Cannot Fully Understand"
https://artelbestudio.blogspot.com/2025/09/suspended-gazes-on-seeing-what-we.html
Prolog
Ich erwachte heute Morgen mit dem Gedanken an das Bild, das draußen über der Straße, in der Luft über meinem Atelier hängt, und mir wurde klar, dass mehr darin verborgen sein muss, als ich gestern schrieb. Denn in der stillen Dämmerung, bevor die Stimmen der Stadt ihren gewohnten Chor begannen, schien es mir, als habe das Werk in meinem Inneren weitergegärt, als seien seine Symbole nicht an der Wand fixiert, sondern hätten sich in meinen Schlaf geschlichen, um sich im Theater der Erinnerung und des Traums neu zu formen.
Die verhüllte Gestalt, umhüllt von den Farben der deutschen Fahne, erschien mir nun nicht nur als eine verschleierte Frau, sondern als Deutschland selbst, verschleiert und verborgen, verhüllt im Stoff seiner eigenen Geschichte. Das Schwarz, das ich einst als bloße Pigmentfrage betrachtete, lastete plötzlich wie die Schwere der Dunkelheit und der Verwerfung, als Schatten einer Vergangenheit, die sich nicht verleugnen lässt. Das Rot, einst so leuchtend, begann als Blut zu pulsieren – das Blut des Kampfes, des Opfers, der Revolutionen und Kriege, die nie ganz vergangen scheinen. Und das Gelb, das ich für einen bloß ausgleichenden Ton gehalten hatte, offenbarte sich als die zerbrechliche Verheißung von Licht, von Freiheit jenseits des Leidens – ein Licht, das man am Horizont sieht und doch nie ganz erreicht. So hörte die Fahne auf, bloßer Stoff zu sein; sie wurde zu einer Meditation über die Nation selbst: ein Schleier, der zugleich verbirgt und bekennt.
Und was sind die Hubschrauber, diese sechs mechanischen Insekten, die den klaren Himmel durchqueren? Zunächst erschienen sie mir bloß als Störenfriede, die die Ruhe von Meer und Strand zerreißen. Doch nun erscheinen sie als Boten von Wachsamkeit und Gewalt, als Mahnung, dass keine Landschaft – nicht einmal jene symbolische Küste, an der Figuren mit Identität und Absurdität ringen – frei von der Gegenwart des Krieges ist. Sie sind Echos der eisernen Flügel der Geschichte und zugleich Spiegel unserer Gegenwart, in der Macht unaufhörlich patrouilliert.
Dann kehrte mein Gedanke zurück zu der gebückten Figur, der nackten Frau mit ihrer seltsamen Ausstülpung. Dieses Rohr, in seinem Ursprung so zweideutig, beunruhigt mich am meisten: Entspringt es dem Schoß, als groteske Parodie einer Geburt, in eine Mechanik der Verlängerung verwandelt? Oder geht es aus dem After hervor, wodurch der Akt der Herrschaft in ein Bild der Erniedrigung verkehrt wird? Die Ungewissheit ist Absicht: sie destabilisiert, lässt uns unsicher zurück, ob wir auf Schöpfung oder Entwürdigung blicken, auf Parodie oder Gewalt. Was einst stolzes Sinnbild der Männlichkeit war, der Phallus, ist hier verwandelt in etwas Mechanisches, beinahe Klinisches, Absurdes in seiner Ausdehnung.
Und dann – die Banane. Diese absurde Frucht am Ende des Rohres, zugleich komisch und tragisch. Sie ist zerbrechlich, vergänglich, lächerlich. Sie verspottet die Virilität, während sie sie nachahmt. Sie ruft das Gespenst kolonialer Begierde hervor, die exotische Frucht, die Europa importiert und verzehrt, und sie tut dies, während sie in unserer Vorstellung bereits zu faulen beginnt. Sie ist zugleich Witz und Wunde: Parodie der Fruchtbarkeit und Symbol des Verfalls.
Über all dem der Adler. Nicht schwebend, sondern packend. Seine Klauen graben sich in das Fleisch der gebückten Frau, als sei die Autorität des Staates – dieses Sinnbild Deutschlands – nicht etwas, das hochgetragen wird, sondern etwas, das sich grausam auf die Körper legt und sie festhält. Der Adler ist doppelt: er befindet sich auf der Fahne und im Fleisch, ist zugleich Symbol und Wunde.
So wird die ganze Komposition, wenn ich sie in meinen Gedanken erneut sehe, zu einer Allegorie: von einer Nation, die in ihre Farben gehüllt ist; von Körpern, die sich unter der Macht beugen; von einem Himmel, der stets vom Krieg durchzogen ist; von einer Sexualität, die sich selbst so lange umstülpt, bis sie ins Absurde fällt. Es ist ein Theater der Widersprüche: ernst und zugleich komisch, grotesk und zugleich bedeutsam, vulgär und zugleich tiefgründig.
Kein Wunder also, dass die Vorübergehenden stehen bleiben, lachen, staunen, fotografieren – denn was sie hier begegnet, ist nicht nur ein Gemälde, sondern ein Spiegel, der Deutschland selbst vorhält, mit all seinen Schatten, Kämpfen, Verheißungen und Absurditäten.
Prologue
I woke this morning thinking about the painting hanging outside on the street in the air above my studio and realised there must be more to it than what I wrote yesterday. For in the quiet dawn, before the voices of the town began their usual chorus, it seemed to me that the work had continued to ferment in my mind, as if its symbols were not fixed upon the wall but had crept into my sleep, reshaping themselves in the theatre of memory and dream.
The draped figure, cloaked in the colours of the German flag, suddenly appeared not only as a woman veiled but as Germany itself, veiled and hidden, shrouded in the very fabric of its own history. The black, which I had once thought a simple matter of pigment, now pressed upon me with the weight of darkness and discard, the shadow of a past that cannot be disowned. The red, once so bright, began to pulse as blood — the blood of struggle, of sacrifice, of revolutions and wars that seem never wholly past. And the yellow, which I had taken as a mere balancing tone, revealed itself as the fragile promise of light, of freedom beyond suffering — a light one might see on the horizon but never quite arrive at. Thus, the flag ceased to be merely cloth; it became a meditation on the nation itself: a veil both concealing and confessing.
And what of the helicopters, those six mechanical insects crossing the clear sky? At first they seemed merely intruders, breaking the serenity of sea and sand. But now they appear as messengers of vigilance and violence, reminders that no landscape — not even the symbolic shore where figures wrestle with identity and absurdity — is free from the presence of war. They are echoes of history’s iron wings, and also of the present unease, the endless patrolling of power.
Then my mind returned to the bent figure, the naked woman with her strange appendage. The pipe, ambiguous in its origin, unsettles me most: does it emerge from the womb, parodying birth in a grotesque machinery of extension? Or does it issue from the annus, turning the act of domination into an image of humiliation? The uncertainty is deliberate: it destabilises, makes us unsure whether we gaze at creation or degradation, at parody or violence. What was once the proud emblem of masculinity, the phallus, is here transformed into something mechanical, almost clinical, absurd in its extension.
And then — the banana. That absurd fruit at the end of the tube, both comic and tragic. It is fragile, perishable, ridiculous. It mocks virility even as it imitates it. It calls up the spectre of colonial desire, the exotic fruit imported and consumed by Europe, and it does so while rotting in the imagination. It is both a joke and a wound: a parody of fertility and a symbol of decay.
Above all this, the eagle. Not soaring, but grasping. Its claws press into the flesh of the bent woman, as if the authority of the state — this emblem of Germany — is not carried aloft but perched cruelly upon human bodies, holding them in place. The eagle is doubled: it is both on the flag and on the flesh, both symbol and wound.
And so the whole composition, when I see it again in my thoughts, becomes an allegory: of a nation draped in its colours, of bodies bent beneath power, of war always overhead, of sexuality turned inside out until it collapses into absurdity. It is a theatre of contradictions: solemn yet comic, grotesque yet meaningful, vulgar yet profound.
No wonder, then, that the passers-by stop, laugh, marvel, photograph — for what they encounter is not only a painting but a mirror held up to Germany itself, with all its shadows, struggles, promises, and absurdities intact.
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