The Barbizon School: Painting Nature Before Impressionism
Author - Brian Hawkeswood Scroll down For English Version.
Die Schule von Barbizon: Naturmalerei vor dem Impressionismus
Im Herzen des 19. Jahrhunderts, lange bevor die Impressionisten ihre Staffeleien an den Ufern der Seine aufstellten und das flüchtige Licht mit schnellen Farbklecksen einfingen, hatte sich bereits eine andere Gruppe von Malern auf den Weg gemacht, die Malerei von Grund auf zu verändern. Man nannte sie die Schule von Barbizon – benannt nach dem kleinen Dorf Barbizon am Rande des Waldes von Fontainebleau, rund 60 Kilometer südöstlich von Paris.
Es war keine Akademie, keine formale Vereinigung, sondern vielmehr eine Gemeinschaft von Malern, die ein gemeinsames Anliegen verband: die Überzeugung, dass die Natur – schlicht, ungeschönt und alltäglich – ein würdiges Bildthema sei. Sie verließen die Pariser Ateliers, um im Dorf Barbizon und in der umgebenden Landschaft zu arbeiten, wo sie Felder, Wälder, Bauern und Tiere mit einer Aufrichtigkeit malten, die in scharfem Kontrast zu den großen Historiengemälden der offiziellen Salons stand.
Zwischen etwa 1830 und 1870 erlebte die Schule von Barbizon ihre Blütezeit und bildete damit ein wichtiges Bindeglied zwischen der Romantik früherer Künstler wie Théodore Géricault und der Naturalistik und Lichtmalerei der späteren Impressionisten.
Die wichtigsten Künstler der Schule von Barbizon
Jean-Baptiste-Camille Corot (1796–1875)
Corot gilt als der poetische Geist der Gruppe. Seine Landschaften verbinden genaue Naturbeobachtung mit einer traumhaften, fast lyrischen Stimmung. Mit weichen Tonwerten und einem silbrigen Licht schuf er weniger topographische Abbilder als vielmehr Stimmungen und Atmosphären.
Beispiel: Ville-d’Avray (um 1865). Aus einem unscheinbaren Teich und ein paar Bäumen macht Corot hier ein Bild der tiefsten Ruhe, in dem das Licht selbst zum eigentlichen Motiv wird.
Théodore Rousseau (1812–1867)
Rousseau war das Herz von Barbizon. Jahrelang malte er im Wald von Fontainebleau, wo knorrige Eichen, Felsen und kleine Bäche zu fast heiligen Erscheinungen auf seinen Leinwänden wurden. Seine Werke besitzen eine raue, manchmal melancholische Größe, als wolle er die Würde der Natur gegen die heranrückende Moderne verteidigen.
Beispiel: Der Wald im Winter bei Sonnenuntergang (1846–67). Gewaltige Eichen zeichnen sich hier vor dem Abendhimmel ab, ein eindringliches Bild von der Kraft und zugleich der Verletzlichkeit der Natur.
Jean-François Millet (1814–1875)
Während Rousseau den Bäumen seine Ehrfurcht widmete, galt Millets Blick den Menschen auf den Feldern. Als Sohn einer Bauernfamilie stellte er Landarbeiter nicht als idyllische Staffage dar, sondern als monumentale Gestalten, die in ihrer Arbeit mit der Erde verwurzelt waren. Seine schonungslose Ehrlichkeit wurde oft kritisiert, doch spätere Generationen erkannten darin einen tiefen Humanismus.
Jean-François Millet
Beispiel: Die Ährenleserinnen (1857). Drei Frauen bücken sich, um auf einem riesigen Feld die letzten Halme aufzulesen. Das Bild ist zugleich schlicht und monumental – ein Gleichnis für die Last und Würde des ländlichen Lebens.
Charles-François Daubigny (1817–1878)
Daubigny wird oft als Vorläufer des Impressionismus bezeichnet. Er malte Flussufer, Obstgärten und Himmel mit einer lockeren Pinselführung und einer Frische der Farben, die Monet, Pissarro und van Gogh nachhaltig beeinflussten. Häufig malte er von einem Boot aus, das er zu einem schwimmenden Atelier umbauen ließ – ein Vorgriff auf Monets spätere Experimente.
Charles-François Daubigny
Beispiel: Frühling (1857). Ein stiller Obstgarten im zarten Licht, in dem die Natur in ihrer Erneuerung gefeiert wird – voller Spontaneität und überraschend modern.
Constant Troyon (1810–1865)
Troyon war vor allem für seine Tierdarstellungen berühmt: Kühe, Ochsen und Schafe in weiten Landschaften. Seine Malweise erinnert an die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts wie Paulus Potter oder Aelbert Cuyp, und doch fügte er ihnen eine unmittelbare, französische Frische hinzu.
Beispiel: Ochsen bei der Arbeit (1855). Hier ziehen schwere Ochsen durch die Landschaft, ihre geduldige Kraft spiegelt sich in der Erdenschwere des ganzen Bildes.
Narcisse Virgilio Díaz de la Peña (1807–1876)
Díaz brachte eine gewisse exotische Farbigkeit in die Schule von Barbizon. Auch er malte den Wald von Fontainebleau, doch mit besonderem Augenmerk auf Lichtspiele und eine fast sinnliche Pinselführung. Oft wirken seine Szenen geheimnisvoll, als ob der Wald selbst ein Ort des Zaubers sei.
Narcisse Virgilio Díaz de la Peña.
Beispiel: Der Wald von Fontainebleau (um 1868). Goldene Sonnenstrahlen durchbrechen das dichte Blätterdach und verwandeln die Waldlichtung in eine Kathedrale aus Licht und Schatten.
Das Erbe der Schule von Barbizon
Die Maler von Barbizon stellten die herrschende Hierarchie der Sujets in Frage. An die Stelle von mythologischen Helden und historischen Schlachten traten Eichen, Felder und arbeitende Bauern. Damit definierten sie leise, aber entschieden neu, was ein würdiges Bildmotiv sei.
Ihr Arbeiten im Freien (en plein air), ihre Treue zu Atmosphäre und Licht, ihre tiefe Verbundenheit mit dem einfachen Leben – all das bereitete den Weg für den Impressionismus. Monet, Renoir und Pissarro studierten Daubignys Malweise; van Gogh verehrte Millet als Maler des Menschlichen schlechthin.
Heute wirkt die Schule von Barbizon manchmal vom Glanz des Impressionismus überschattet. Doch ohne diese Maler, die geduldig im Wald von Fontainebleau ihre Staffeleien aufstellten und die Natur in ehrlicher Aufmerksamkeit studierten, hätte es den kühnen Aufbruch der Impressionisten vielleicht nie gegeben. Sie zeigen uns, dass künstlerische Revolutionen oft nicht mit lautem Knall, sondern mit stiller Beobachtung beginnen – mit einem Feld im Abendlicht und dem unermüdlichen Blick auf die Welt, wie sie ist.
The Barbizon School: Painting Nature Before Impressionism
In the heart of 19th-century France, before the Impressionists set up their easels along the Seine and captured fleeting light with dabs of color, another group of painters had already begun the quiet revolution of turning away from academic history painting toward the living landscape. They became known as the Barbizon school—named after the small village of Barbizon, at the edge of the Forest of Fontainebleau, about 60 kilometers southeast of Paris.
These artists were not bound by a formal academy or manifesto. Rather, they were drawn together by a shared conviction: that nature, humble and unidealized, was worthy of painting. They left behind Parisian studios, retreating to Barbizon and its surrounding countryside, where they painted fields, forests, peasants, and animals with a sincerity and intimacy that stood in stark contrast to the grand historical canvases dominating the Paris Salon.
The Barbizon school flourished between roughly 1830 and 1870, acting as a vital bridge between the Romanticism of earlier painters like Théodore Géricault and the naturalism of later Impressionists such as Claude Monet.
Key Artists of the Barbizon School
Jean-Baptiste-Camille Corot (1796–1875)
Corot is often considered the poetic spirit of the group. His landscapes blend careful observation with a dreamy, lyrical quality. He painted with soft tonal harmonies, often suffused with silvery light, creating atmospheres rather than strict topographical records.
Example: Ville-d’Avray (c. 1865). In this painting of his home village, Corot transforms a simple pond and stand of trees into a scene of profound serenity, where light itself seems to be the true subject.
Théodore Rousseau (1812–1867)
Rousseau was the heart of Barbizon. He spent years painting in the Forest of Fontainebleau, where ancient oak trees, rocks, and streams became almost sacred presences on his canvases. His works have a rugged, sometimes melancholy grandeur, as if he wanted to preserve the dignity of the land against the encroachment of modernity.
Example: The Forest in Winter at Sunset (1846–67). This vast, moody canvas depicts gnarled oaks silhouetted against the dying light, a haunting evocation of both nature’s endurance and its vulnerability.
Jean-François Millet (1814–1875)
While Rousseau revered the trees, Millet turned his gaze to the people who worked the land. Born into a farming family, he imbued peasants with a monumental dignity, painting them not as picturesque rustic figures but as enduring human beings whose lives were inseparable from the soil. His approach was sometimes criticized for being too raw, but later generations recognized his profound humanism.
Example: The Gleaners (1857). Three women bend to gather leftover stalks of wheat from a vast, sunlit field. The image is at once humble and monumental, capturing both the physical burden of rural life and the quiet heroism of those who lived it.
Charles-François Daubigny (1817–1878)
Daubigny is sometimes called a precursor of Impressionism. He painted riverbanks, orchards, and skies with a looseness of brushwork and freshness of color that would inspire Monet, Pissarro, and van Gogh. He often painted from a boat he converted into a floating studio, anticipating Monet’s famous floating atelier.
Example: Springtime (1857). A tranquil orchard scene bathed in fresh light, the painting celebrates the rebirth of nature with a spontaneity that feels modern, even today.
Constant Troyon (1810–1865)
Troyon was known above all for his animals—cows, oxen, and sheep placed within expansive landscapes. His works recall the Dutch masters of the 17th century, particularly Paulus Potter and Aelbert Cuyp, but he infused them with French sensibility and the immediacy of plein-air observation.
Example: Oxen Going to Work (1855). In this monumental scene, a team of massive oxen plods across the landscape, their patient strength mirrored in the weight of the earth beneath them.
Narcisse Virgilio Díaz de la Peña (1807–1876)
Díaz brought a touch of exotic richness to Barbizon painting. While he, too, painted Fontainebleau’s trees and glades, he often emphasized luminous colors and sensual brushwork. At times, his works evoke a mood of mystery, where sunlight filters through leaves in golden patterns.
Example: The Forest of Fontainebleau (c. 1868). Here, Díaz captures shafts of sunlight breaking through dense foliage, transforming the forest into a cathedral of light and shadow.
The Legacy of the Barbizon School
The Barbizon painters rejected the hierarchy of subjects that had dominated French art for centuries. Instead of mythological heroes or historical battles, they painted oak trees, plowed fields, and laborers gleaning wheat. In doing so, they quietly redefined what was considered worthy of art.
Their emphasis on working outdoors (en plein air), their fidelity to atmosphere and natural light, and their respect for rural life profoundly influenced the Impressionists. Monet, Renoir, and Pissarro all studied Daubigny’s techniques; Van Gogh later revered Millet as a painter of the human condition.
Today, the Barbizon school may seem overshadowed by the dazzling innovations of Impressionism. Yet without these painters’ deep engagement with nature, the Impressionists’ radical experiments in color and light might never have taken root. The Barbizon school reminds us that revolutions in art sometimes begin not with noise and provocation, but with quiet observation, a canvas set up at the edge of a field, and the patient study of trees in the fading light.
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